Das Gayatri-mantra, ein altes Sanskrit-mantra

Das Gayatri-mantra, eines der ältesten und bekanntesten Sanskrit-mantra

Gayatri mantra

OM bhur bhuvah svah

tat savitur varenyam

bhargo devasya dhimahi

dhiyo yo nah prachodayat

(Rigveda 3-62-10)

 

Das sogenannte Gayatri-mantra ist ein Vers aus der ältesten indischen Textsammlung, dem Rigveda. Dem eigentlichen Vers vorangestellt wird die Zeile: OM bhur bhuvah svah – Der Urlaut OM umfasst die Erde, die feinstofflichen Wesenheiten und den Himmel.

Die weitere Übersetzung des Verses lautet in einer modernen Interpretation:

Wir verehrten das reine, göttliche Sein
Wir meditieren über den Glanz des Göttlichen
Welches unseren Geist erleuchten möge.

Savitri ist einer der vielen Bezeichnungen für den Sonnengott. Das von der Sonne ausstrahlende Licht wurde in früheren Zeiten als unmittelbare meditative Kraft erlebt, die das menschliche Denken erhebt und anregt. In diesem Sinn ist die mehr wörtliche Übersetzung von dem Orientalisten Karl Friedrich Geldner (1852-1929) zu verstehen:

Dieses vorzügliche Licht des Gottes Savitri empfingen wir, der unsere Gedanken anregen soll.

Mein Anliegen bei der folgenden Rezitation war es, den fließenden und kraftvollen Charakter der Sanskritsprache zur Geltung kommen zu lassen. Sanskrit ist eine sonnenhafte Sprache.

Sanskrit ist eine besonders melodiöse Sprache

Das Gayatri-mantra ist in der Sanskritsprache verfasst. Die Sanskritsprache ist eine der ältesten Kultursprachen der Welt. Sie wurde seit jeher als religiös-philosophische Sprache verwendet. Heute gibt es maximal 10.000 Personen, die diese Sprache auch sprechen können.

Sanskrit Sonnenlaut ADas Sanskrit-Alphabet ist nach streng logischen Gesetzmäßigkeiten aufgebaut. So folgt beispielsweise nach jedem Konsonant automatisch der Sonnenlaut a (siehe Zeichnung) und nur wenn kein a, sondern ein e, i, o oder u erscheinen soll, wird ein extra Zeichen dafür gesetzt. Sprachwissenschaftlich gesehen ist das Sanskrit die Ursprache, aus der die modernen indoeuropäischen Sprachen, also auch das Deutsche, hervorgegangen sind.

Es gibt in Indien die Sage, dass wie der Fluss Ganges aus dem Himalaya hervorfließt, so auch das Sanskrit aus den kosmischen Welten zu den Menschen herabgeflossen ist. Ein fließendes Element ist tatsächlich sehr deutlich spürbar und so bietet sich das Sanskrit geradezu für ein melodiöses Rezitieren an, viel mehr als beispielsweise das Englische, um einen Vergleich zu nennen.

Wortklang und Wortbedeutung liegen nahe zusammen

Eine weitere bemerkenswerte Charakteristik der Sanskritsprache ist die tiefe Bedeutung der Worte. Man kann grundsätzlich davon ausgehen, dass der Klang der Worte noch sehr unmittelbar auf deren Bedeutung verweist. Am leichtesten nachvollziehbar ist das Gesagte vielleicht an dem Wort „varenyam“ (der Verehrung würdig), wo die Verwandtschaft zum deutschen Begriff „verehren“ vermutet werden kann. Oder „bhur“ entspricht dem deutschen „Kreatur“, wo ebenfalls die Betonung auf das u gelegt wird.

Aus diesem Hintergrund erwächst die Vorstellung, die bei verschiedenen Formen der Mantra-Meditation gepflegt wird, dass der Klang eines mantra den Rezitierenden direkt zu der tieferen Bedeutung führt, die mit dem jeweiligen Wort gegeben ist.

 

Bildnachweis:

Paramapadasopanam, 17-07-13

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  • dhyana.at ist eine unabhängige Seite mit Infos und Tipps zu den Themen Meditation, Spiritualität und Yoga