Inspirationen für die Seele, Elisabeth Lukas

Rezension des Buches über das geistige Erbe Viktor Frankls in der Reihe „Heilkunst und Lebenskunst in der Logotherapie“.

Inspirationen für die Seele, Lukas-FranklDie Autorin dieses Buches, Prof. h. c. Dr. Elisabeth Lukas, ist die Schülerin des Begründers der Logotherapie, Viktor Frankl. Sie ist es, die das wesentliche „Lehrbuch der Logotherapie“ verfasst hat und die nach seinem Tod die Bücherreihe „Heilkunst und Lebenskunst in der Logotherapie“ in zehn Bänden herausgegeben hat. Das vorliegende Buch, Band 7 aus der Reihe, befasst sich in abwechslungsreicher Thematik mit dem „geistigen Erbe Viktor Frankls“.

Abwechslungsreich deshalb, da die unterschiedlichen Kapitel sowohl hinführende Texte und erläuternde Kommentare aus der Feder von Elisabeth Lukas enthalten wie Sprüche, Texte und Fallschilderungen von Viktor Frankl selbst. Auszüge aus einem Interview, das Karl-Heinz Fleckenstein mit Frankl gehalten hat, Fotos aus der jahrelangen Freundschaft zwischen dem Ehepaar Frankl und dem Ehepaar Lukas und eine Aufzählung der Auszeichnungen, die Viktor Frankl während seines Lebens erhalten hat, runden das Buch zu einer harmonischen Ganzheit ab.

Inspirationen für die Seele

Der Titel ist vielversprechend. Wer war Viktor Frankl, dass er ein so „inspirierendes“ Werk hinterlassen hat? Im ersten Kapitel widmet sich die Autorin einer kurzen Übersicht über Leben und Werk des großen Psychiaters. Am Freiheitsbegriff führt sie sodann in die logotherapeutische Betrachtungs- und Denkweise ein:

Der Mensch ist nicht frei von seinen Bedingungen, sondern frei, zu ihnen Stellung zu nehmen.¹

Dieser Satz ist eine authentische Lebenserfahrung Viktor Frankls, die er in den Jahren im KZ gestählert hat. Auch dort musste er beobachten, wie innerhalb der allerschlimmsten Bedingungen dennoch ein Unterschied sich ergeben hat, je nachdem „wie“ der einzelne Mensch sich zu diesen Bedingungen gestellt hat. Der Logotherapeut ist nun bemüht, seinen sich unfrei fühlenden Patienten diesen Aspekt der Freiheit „zu etwas“ innerhalb seines persönlichen Daseins aufzuzeigen.

Wenn im folgenden Kapitel Fallbeispiele aus der psychotherapeutischen Praxis von Viktor Frankl geschildert und von der Autorin mit Kommentaren versehen werden, dann ist die obige Annahme des Freien Sich-Stellen zu den Lebensbedingungen wie eine Prämisse für die folgenden Beispiele:

Der unbedingte Mensch“ ist der Mensch, der unter allen Bedingungen Mensch ist und auch noch unter den ungünstigsten und unwürdigsten Bedingungen Mensch bleibt – der Mensch, der unter keiner Bedingung sein Menschentum verleugnet, vielmehr in Unbedingtheit „zu ihm steht“.²

Die Jugend und die Suche nach dem Sinn

Die nächsten beiden Kapitel über die Erziehung und weiter hinten die „Memos als Motivationshilfen und Impulssender für Führungskräfte“ lassen ahnen, für wen das vorliegende Buch besonders zu empfehlen ist. Gerade wer mit der Führung anderer Menschen betraut ist, wie Erzieher, Eltern, Pädagogen und eben Führunskräfte, zieht großen Nutzen aus der Erkenntnis, dass der Mensch in jedem Augenblick der Gestalter seines Schicksals sein kann. Die Autorin spricht unter anderem von dem „Ruf des Lebens“, den schon Kinder beachten lernen können und der dem Einzelnen in jeder Lebenssituation ein sinnvolles „Soll“ zumisst, sei es beispielsweise, dass man ausruhen soll oder dass man sich anstrengen soll.

Ein weiteres Kapitel ist Betrachtungen zum Begriff des „Logos“ gewidmet, was ja so viel bedeutet wie „Sinn“ oder auch „Vernunft“. Hier kommt auch der Gottesbegriff Viktor Frankls zur Sprache. Elisabeth Lukas lässt es sich des Weiteren nicht nehmen, beim Thema „Sterben und Tod“ eine logopädische Interpretation der Sterbephasen nach Kübler-Ross zu schildern. Eine Sammlung tiefsinniger Zitate von Viktor Frankl schließlich macht das Buch zu einer wahren Perle und Kostbarkeit, die man immer wieder in die Hand nehmen kann. Somit ist es auch ein schönes Geschenk für so manchen „tiefsinnigen“ Menschen.

Vielleicht würde sich der Leser etwas mehr „Frankl“ und etwas weniger „Lukas“ in der Auswahl der Texte wünschen. Die Worte von Elisabeth Lukas sind jedoch sehr einfühlend, gerade was die Darstellung der Person Viktor Frankls betrifft. So schreibt sie bezüglich der Auswahl an Fotos im letzten Teil des Buches:

Das eigentliche Bild jedoch, das sich die Nachwelt von Viktor E. Frankl machen wird und soll, lässt sich auf kein Papier bannen. Es ist das Bild eines Arztes und Philosophen mit brillantem Verstand und genialer Kreativität, und gleichzeitig das Bild eines Menschen, der in der Hölle von Auschwitz ganz genauso wie auf dem Gipfel höchster wissenschaftlicerh Auszeichnungen Mensch geblieben ist – schlicht und einfach er selbst.³

Ein sehr empfehlenswertes Buch also, das nebenbei auch als Einstieg in das Gedankengut Viktor Frankls und in die logotherapeutische Arbeitsweise für jedermann geeignet ist.

Spiritueller Wert 4/5
Praktischer Wert 2/5

 

Textverweise:

(1) S.34

(2) S. 64

(3) S. 242

Elisabeth Lukas, Inspirationen für die Seele, Das geistige Erbe Viktor E. Frankls, Taschenbuch, 253 Seiten, Profil Verlag 2015, ISBN 9783890196152

Das Buch kann online bestellt werden bei: derbuchhaendler.at, Thalia.at, suedwind-buchwelt.at.

Bildnachweis (21-05-11): derbuchhaendler.at

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