Rezension der Broschüre über die geistige Bedeutung des Geldes und weiteren Vorträgen aus den Jahren 2005/2006.
Aus aktuellem Anlass, da am 3.10.2020 in Innsbruck zwei Vorträge und Diskussion zum Thema „Gesundes Wirtschaften“ mit Dr. Christian Kreiß und Heinz Grill stattfinden, bin ich der Frage nachgegangen, welche niedergelegten Aussagen zu dem Thema von den beiden Referenten denn bereits vorhanden sind. In einem ersten Teil möchte ich also auf die betreffende Broschüre „Materielle Werteempfindung“ von Heinz Grill eingehen. Bisher habe ich bereits einige seiner Werke über den Yoga und zur Krebserkrankung kennen gelernt.
Wie man der Webseite des Stephan-Wunderlich-Verlags entnehmen kann, äußert sich Heinz Grill von seiner spirituell-philosophischen Warte aus jedoch zu verschiedensten Lebensthemen, hier eben zum Thema Geld und materielle Werteempfindung. Die Broschüre enthält drei Vorträge, außer dem über die materielle Werteempfindung noch den Vortrag „Die geistige Bedeutung des Geldes“ und „Die Entwicklung eines spirituellen Zielkonzeptes“. Zwei Gedichte über „Ein ökonomisches Wertebewusstsein“ und über „Die Seele des Geldes“, sowie einige beeindruckende Fotos der Yogaposition „Der Skorpion“ ergänzen die Broschüre.
Über Werte zu sprechen, ist heute nicht gerade modern, oder wenn, dann geschieht es meist nur auf mehr oberflächliche, bzw. unkonkrete Weise. Gerade das erste Gedicht in dem vorliegenden Büchlein erzeugt in dieser Hinsicht ein sehr schönes Bild, das ich deshalb zitieren möchte:
Ein ökonomisches Wertebewusstsein
Harmonie in Übereinstimmung zur Natur,
praktische Integrität in der Entwicklung,
Seriosität im Handel,
Wahrnehmung der sozialen Bedürfnisse,
Kampf gegen Lüge und Spaltung,
Verzicht auf Reiz und Sensation,
erstrebe ich diese
durch ein ökonomisches Wertebewusstsein,
so wirkt mein Leben
verwandelnd auf den Materialismus
und schenkt außerdem
ein Wertebewusstsein für die Materie,
denn dieses vortreffliche irdische Bewusstsein
übergibt dem Kosmos
die besänftigende Ruhe
zur Aussendung des hervorragenden Lichtes,
das der Menschheit in der Zukunft ermöglicht,
die Taten und Wege einmal
in moralisch höhere Gedanken zu legen.
Ich finde, gerade diese Gedichtform ermöglicht für den unbedarften Leser einen leichteren Zugang zu Gedanken, die ansonsten zunächst sehr ungewöhnlich auf das Bewusstsein wirken, da sie eben nicht der üblichen, dem materialistischen Denken entspringenden Logik entnommen sind. Im Laufe des ersten Vortrags wird erst der Begriff des Werteempfindens näher beleuchtet und dann an verschiedenen Beispielen veranschaulicht. Der Autor greift hier als Beispiel die Tätigkeit des Putzens heraus, die allgemein niedriger eingeschätzt wird als im Vergleich die Tätigkeit eines Arztes. Aus einer spirituellen Warte heraus kann man aber gerade in der Tätigkeit des Putzens eine sehr bedeutsame Aktivität sehen lernen. Anhand weiterer Beispiele beleuchtet der Autor in der Folge das Werteempfinden zur Materie von verschiedenen Seiten.
Unter anderem stellt er fest, dass es ein Kennzeichen des Materialismus sei, dass man gerade keine rechte Wahrnehmung und ein Empfinden zur Materie besitzt, sondern diese wird in einer modernen Bewusstseinshaltung lediglich benutzt, konsumiert, etc.
Der Geldschein transportiert die emotionalen Bindungen
In dem nächsten Vortrag über die geistige Bedeutung des Geldes kommt Heinz Grill von seinem philosophischen Standpunkt ausgehend ebenfalls zu sehr aufschlussreichen Eindrücken. Dem Leser wird die Tugend der Sparsamkeit ans Herz gelegt nach dem Motto „mit dem geringsten Aufwand das bestmögliche Ergebnis“ zu erreichen. Und wer sich bislang noch nie Gedanken gemacht hat, wenn er einen Geldschein zum Bezahlen in die Hand genommen hat, lernt hier die möglichen Unterschiede in der persönlichen Motivation kennen: Je nach der Absicht, die damit verbunden ist, wenn der Geldschein den Besitzer wechselt, können úngünstige emotionale Bindungen fixiert und transportiert werden oder wenn der Sinn danach geht, dass „alles Geld zu Gott“ fließe, können sehr edle und hohe Motive zur Wirksamkeit geführt werden.
Wenn auch der dritte Vortrag von der Thematik nicht mehr direkt das Geld oder das Wirtschaften aufgreift, so fügt er sich dennoch inhaltlich in das Büchlein ein. Anhand der Frage nach der spirituellen Zielsetzung wird nämlich sehr konkret der Prozess untersucht, wie ein zunächst noch mehr theoretisches Ideal bis in die materielle Realisation geführt werden kann.
Gerade wenn man viel esoterische Literatur kennt, die doch allzu gern in mehr unkonkreten Sphären verbleibt, ist in dieser Broschüre äußerst lebendig ein Konkretwerden von spirituellen Gedanken zum Ausdruck gebracht. Die Lektüre ist deshalb all denjenigen Menschen zu empfehlen, denen die Verwirklichung hoher Ideale im ganz praktischen Dasein am Herzen liegt.
Schade nur, dass die Abfassung der Broschüre bereits 15 Jahre zurück liegt (2005/06). Aus diesem Grund darf mit großer Spannung auf die Aktualisierung der dargestellten Inhalte beim Vortrag in Innsbruck am 3.10.2020 gewartet werden.
Spiritueller Wert 5/5
Praktischer Wert 4/5
Materielle Werteempfindung und moralische Vollkommenheit in der Seele, Heinz Grill, Taschenbuch, 60 Seiten, Lammers-Koll-Verlag 2015, ISBN 978-3941995765.
Die Broschüre ist online erhältlich über Amazon.at, derbuchhaendler.at, Stephan-Wunderlich-Verlag
Der aktuelle Blog-Beitrag von Heinz Grill über „Die Würde – wie kann sie heute neu erlebt und verstanden werden?“ greift ebenfalls den Aspekt des „ehrlichen Geldausgebens“ auf: https://heinz-grill.de/mensch-staat-wuerde/