Ein Mantra zur Verehrung des göttlichen Aspekts „Shiva“.
In vielen Gegenden Indiens wird Shiva als der wesentliche göttliche Aspekt verehrt. Und auch im Yoga spielt Shiva eine wichtige Rolle. Ihm wird zum Beispiel die Begründung des Yoga und der Meditation zugeschrieben.
OM Namah Shivaya bedeutet übersetzt so viel wie „Ehre sei dem Shiva“. Im Sinne des Japa-Yoga kann das Mantra wiederholt rezitiert werden. Hier wird es jedoch in einer einfachen Liedform vorgestellt. Die Perfektion in Rhythmus und Melodiegebung kann dabei relativ frei gehandhabt werden. Im Vordergrund steht die Bündelung der Aufmerksamkeit auf die innere Bedeutung des göttlichen Shiva-Aspekts. In mehr indirekter Weise kann aber der Gesang durch die innere Ausrichtung des Sängers mit der Zeit einen leichten und vornehmen Klang erhalten.
Bhakti-Yoga einst und heute.
Das ehrfurchtsvolle Singen von heiligen Namen wie Shiva, Krishna oder Rama hat in Indien eine jahrtausendealte Tradition. In der Form von Bhakti Yoga wurde es etwa seit dem Mittelalter als inneres Zentrum gottsuchender Menschen praktiziert. Bhakti heißt so viel wie die Hingabe. Der Bhakti Yogin bemüht sich, unablässig und während aller alltäglichen Handhabungen Gott zu verehren. Er wählt als vorzügliches Mittel dazu den Gesang und rezitiert wiederholt den Namen seiner persönlichen Gottheit. Zum Beispiel spricht man heute von Shaivismus oder Vaishnavismus, um auszudrücken, dass eine Person Shiva oder Vishnu als persönliche Gottheit gewählt hat. Das Bild unten zeigt den Flöte spielenden Krishna, zusammen mit seiner Gefährtin Radha und den ihm zugeneigten Gespielinnen.
Der Europäer ist eher an die Vorstellung eines einzigen höchsten und unpersönlich erscheinenden Gottes gewohnt. Ihm fällt die Idee, sich einen bestimmten göttlichen Aspekt zu wählen und sich diesem mit verehrungsvollen Gefühlen hinzuwenden, nicht leicht. Dies ist für ein europäisches Gemüt eine sehr fremdartige Anforderung. Das wiederholte Singen von Namen wie Shiva oder Krishna ist heute aber aus gesundheitlichen und ästhetischen Gründen interessant. Es ist mit dem Singen möglich, zu einer harmonischen Atmosphäre beizutragen. Auch formt sich die Stimme mit der Zeit zu einem reinen und sanften Klang, der wiederum auf die Nerven und das Herz beruhigend wirkt.
Anschauliche Beispiele auf Youtube
Ein Singen, das sehr rein und zugleich vollkommen präsent ist, findet sich leider bei den modernen Interpreten des Bhakti Yoga, wie zum Beispiel bei Sathya & Liliane, sehr wenig. Diese interpretieren die Mantra mehr vom Gefühl ausgehend und suchen mit den Wiederholungen zu einer Einkehr ins Herz zu gelangen. Auch an meiner vorgeschlagenen Interpretation, die weniger bei den Gefühlen, sondern mehr bei einem einfühlsamen Tonerleben ansetzt, gibt es sicherlich noch so manches zu verbessern. Am Gesang verwirklichter Eingeweihte wie Sathya Sai Baba und Anandamayi Ma kann man meiner Ansicht nach am besten erahnen, wie das Singen tatsächlich durch eine spirituelle Dimension veredelt werden kann.
Bildquellen (17-07-22): fracademic.com, samsunggalaxysvii.com