Vittorio Colao und die Coronakrise in Italien

Was will Vittorio Colao, der Leiter der 17-köpfigen Task Force, die Italien durch die Phase 2 der Coronakrise führen soll?

Vittorio Colao-screenshot youtubeDer Leiter der 17-köpfigen „Task Force“, die Italien durch die Phase 2 der Coronakrise führen soll, ist nicht, wie in manchen Medien irrtümlich zu finden, Walter Ricciardi, sondern Vittorio Colao, ehemaliger SEO des gigantischen Vodafone-Konzerns. Welche Ziele verfolgt er? (1)

Vittorio Colao war mehr als 20 Jahre sehr erfolgreich für Vodafone tätig, davon 10 Jahre als Group Chief Executive, also in weltweiter Führungsposition.  Des Weiteren ist er ein Offizier der Reserve und lebt mit seiner Familie in England. Laut einem Artikel in der Wirtschaftsrubrik von welt.de gilt er als ehrgeizig und mit einem Hang zur Kontrollsucht. Im Jahr 2018 hat er außerdem an der Bilderberger Konferenz teilgenommen, derjenigen Versammlung einflussreicher Persönlichkeiten, die jährlich planen, wie sie die weltweite Entwicklungswege strategisch steuern wollen.

In einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere nennt er seinen Standpunkt zur Coronakrise: Eine Krise sei eine Möglichkeit, um das „System Italien“ neu aufzulegen. Dabei setzt er (natürlich) auf die Möglichkeit, die mit den digitalen Medien gegeben sind. Er ist ein Verfechter des 5G-Netzes und begrüßt den Umstand, dass die Italiener während des Lockdowns dazu gezwungen sind, vermehrt auf die elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten zuzugreifen. (3)

Es ist auch nicht verwunderlich, dass er die „App Immuni“, wie die Tracking-Software für coronapositive Personen in Italien genannt wird, als sinnvolles Instrument für den Ausweg aus der Krise ansieht. Hier präzisiert er jedoch, dass dies nur ein hilfreiches Mittel sein wird, wenn sich bis Ende Mai die meisten der Italiener die entsprechende Software auf ihr Handy downloaden.

„Hammer and Dance“ oder Szenario „Langes Leiden“

Sein Strategieplan für die Wiederankurbelung der Wirtschaft ohne Gefahr für das Gesundheitswesen ist das Prinzip „Hammer and Dance“, das sich interessanterweise auch in dem vom deutschen Innenministerium erstellten Arbeitspapier findet.(4) Auf dieser Strategie beruht die „Androhung“ von Conte an die Italiener, die Regierung werde sich das Recht vorhalten, bei einem Anstieg der Epidemiekurve der Industrie „den Hahn zuzudrehen“. Diese Strategie bedeutet, dass man die natürliche epidemiologische Gesetzmäßigkeit außer Acht lässt, dass Epidemien so lange in der Bevölkerung zirkulieren, bis ein ausreichender Grad der Herdenimmunität erreicht ist und dann von selbst wieder verschwinden. Stattdessen versucht man mit Einschränkungen im Wirtschafts- und Souzialleben die Sozialkontakte der Menschen so zu reduzieren, dass eine gegenseitige Ansteckung weitgehendst vermieden wird. (5)

Während seinem Einsatz als Leiter der Task Force für Italien, bleibt Vittorio Colao jedoch in England wohnen. Der Austausch mit den anderen Wissenschaftlern läuft ausschließlich über elektronische Medien. Das bedeutet, dass er Italien im Ausnahmezustand gar nicht vor Ort kennen gelernt hat. Er hat wohl keine Vorstellung davon und erst recht keine Empathie für die vielen Menschen, die durch den wirtschaftlichen Lockdown ihre berufliche Existenz verlieren. Da er mit dem Gesundheitssektor überhaupt nichts „am Hut“ hat, wird er wohl auch keine Idee davon haben, wie sehr schädlich sich das Einschließen im Haus über viele Wochen auf die seelische und körperliche Gesundheit der Menschen auswirken muss. Das Privatvermögen von Colao beläuft sich auf 27 Millionen US-Dollar.

Mit Colao hat man es also nach diesen Informationen mit einem Menschen zu tun, der eiskalte Marketing-Gesetze auf die Menschen anwendet, der vom Gesundheitswesen und von Epidemiologie keine Ahnung hat, der sich bestimmt nicht in die Situation derer hineinfühlen kann, die aufgrund seiner Entscheidungen die Existenz verlieren. Dass er zudem im Jahr 2018 Mitglied der Bilderberger Konferenz war, bedeutet, dass er sehr wahrscheinlich die Ziele der „Neuen Weltordnung“ verfolgt oder zumindest gutheißt. Ganz aktuell findet sich dazu ein Video über die Hintergründe und Verstrickungen in Deutschland, das ebenfalls die Verbindunglinien zur Bilderberger Konferenz aufdeckt:

Die Sache mit der Verantwortung

Sehr aufschlussreich ist die Stelle im Interview, wo Vittorio Colao nach den Folgen der Entscheidung gefragt wird, dass die Frisöre und Schönheitssalone, die in Italien ein wichtiger Dienstleistungssektor sind, bis 1. Juni warten müssen, bis sie wieder arbeiten können: Hier schiebt er die Verantwortung auf die Regierung, da er nur für Vorschläge hinsichtlich der Firmen und der Industrie zuständig sei. Da Präsident Conte aber die gesamte Entscheidungs-Verantwortung wiederum auf die Task Force schiebt, konnte es geschehen, dass ein extrem wichtiger Sektor, in dem nach den Studien des deutschen Virologen Streeck zudem bisher keine Ansteckungen von Covid 19 nachgewiesen werden konnten, bei den Planungen außen vor blieb.

Die offizielle Begründung lautete, dass bei Frisören und Schönheitssalonen die „soziale Distanz“ nicht eingehalten werden kann und so ein höheres Ansteckungsrisiko bestehen würde. Mittlerweile ist jedoch erwiesen, dass die Ansteckung bei Covid 19 nicht über „Schmierinfektion“, d.h. über infizierte Flächen geschieht, und auch nicht über „Aorosole“ in der Luft. Die Tröpfcheninfektion setzt sich durch Anhusten des anderen oder durch Niesen frei, so dass nach Prof. Dr. Bhakdi eine gute Händehygiene und ein Mundschutz im Fall, wenn man hustet oder niest, als vorbeugende Maßnahmen vollkommen ausreichen. Gerade weil in Schönheitssalonen der Kundenkontakt nur jeweils zu einer Person besteht, wäre hier sogar eine besonders gute Sicherheit vor Ansteckung und Kontrollmöglichkeit des Personenkontakts gegeben.

Führt der Weg aus der Krise über zunehmende Digitalisierung und über die Anwendung von Marktstrategien auf das Sozialleben der Menschen? Das kann wohl kaum für alle gut gehen, denn der Markt müsste ja dem Menschen dienen und nicht der Mensch dem Markt und es dürfte auch nicht der Mensch sich den Kapazitäten des Sanitätswesens unterstellen müssen, sondern das Sanitätswesen müsste sich auf die Bedürfnisse der Menschen einstellen. Die Strategie von Vittorio Colao wird jedenfalls in den Worten Contes deutlich: „Wir brauchen täglich die aktuellen Daten aus den Provinzen, damit wir im Falle eines Anstiegs der Infektionen im besagten Gebiet rechtzeitig den Hahn zudrehen können.“

Zurück zu Teil II: Welche Interessen verfolgt Walter Ricciardi?

Weiter mit Teil IV:

Anmerkungen:

(1) Italiener wird im zweiten Anlauf Vodafone-Chef (aus dem Jahr 2008)

(2) Vittorio Colao wechselt als Special Advisor zu General Atlantic (aus dem Jahr 2019)

(3) Coronavirus, Colao: «Un’apertura a ondate per testare il sistema. L’app entro maggio oppure servirà a poco» (vom 20.4.2020)

(4) siehe dazu Teil I: Mensch oder Virus – was zählt mehr?

(5) zitiert im Artikel: Coronavirus, prima riunione Conte-Colao: hi-tech decisivo contro la crisi

Bildnachweis (20-05-03): Vittorio Colao – screenshot youtube

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