Eine Rezension des Erstlingswerks des großen Philosophen Böhme.
Wer kennt heute noch Jakob Böhme (1575 – 1624), den niederschlesischen Schuster? Mit seinen Offenbarungsschriften regte er die philosophischen Gemüter im deutschen Sprachkreis über Jahrhunderte tiefgreifend an? Sein schriftstellerisches Erstlingswerk „Aurora“ hat er 12 Jahre nach seiner inneren Erleuchtung verfasst. Es ist leider für uns heutige Gemüter keine leichte Kost. Die Sprache erscheint doppelt ungewöhnlich. Zum einen wegen der mittelalterlichen Wortwahl und weiterhin wohl mehr noch wegen des rein philosophischen, spirituellen Anliegens. Der werte Leser möge nach Wunsch Böhmes selbst einen Weg zu einer solchen Erleuchtung finden .
In einer Vorrede und 26 Kapiteln umreisst der Autor das ganze Welt- und Menschenbild. Er beschreibt Gott und die Engel, die Natur und den Kosmos und auch das Wesen der Sünde. Heute dürfte es wenige Autoren geben, die solch eine umfassende Sichtweise besitzen. Auch Jakob Böhme schreibt sie nicht sich selbst allein zu. Zwar ist sein denkerischer Hintergrund ganz klar die Bibel. Zu dieser gesellen sich die seiner Zeit entsprechenden Gedanken der Naturphilosophie und ein inneres Frömmigkeitsideal (Spiritualismus) hinzu.
Die Morgenröte des Ergriffenseins vom Geiste
Als eigentliche Quelle seiner Weisheit nennt Jakob Böhme ein „Ergriffensein vom Geiste“, das nach langen Jahren des Suchens und auch des Verzweifelns am Bösen in der Welt von ihm Besitz genommen hat. Im 19.Kapitel schildert er diese seine „neue Geburt aus dem Geiste.“ Wenn man sich trotz der 400 Jahre Entfernung, die uns von Jakob Böhme mittlerweile trennen, die Mühe macht, sich unvoreingenommen seinen Worten hinzugeben, dann bekommt man – meiner Ansicht nach – langsam eine Empfindung für die lebendige Spiritualität, die seine Worte prägt.
So ist das Buch auch heute noch für alle spirituellen Sucher empfehlenswert.
spiritueller Wert 5/5
praktischer Wert 1/5
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Da es für den Text keine Autorenrechte mehr gibt, können Sie ihn außerdem komplett und kostenlos im Internet lesen, z.B. unter: Zeno.org oder Hermetik international.
Bildquelle (17-08-04): Amazon