Rezension des Yoga-Anfänger-Buches von Howard Kent.
Den im deutschen Sprachraum wenig bekannten Howard Kent (2.April 1919 – 15.Februar 2005) könnte man als den britischen Promoter des Yoga in den 70er und 80er Jahren bezeichnen.
Howard Kent ist eine interessante Gestalt. Er ist nicht der typische Yogalehrer, sondern hat als im Film- und Journalismusgewerbe Tätiger den Yoga erst relativ spät in seinem Leben entdeckt. Der Weg führte ihn über die Begeisterung für die Idee des gewaltfreien Widerstands des Mahatma Gandhi zu dem amerikanischen Fernsehyogi Richard Hittleman. Mit diesem arbeitete er eine Serie von Fernsehsendungen „Yoga for Health“, also Yoga für die Gesundheit, aus, die über viereinhalb Jahre kontinuierlich im englischsprachigen Raum ausgestrahlt wurden. Im Folgenden engagierte sich Howard Kent für die Verbreitung des Yoga über verschiedene Gesundheitsclubs. Er schrieb Bücher über Yoga für Behinderte, für chronisch Kranke und für schwache oder ältere Menschen.
Der vorliegende Einführungsband „Yoga. Leicht und verständlich erklärt“ hält, was der Titel verspricht. Der Inhalt deckt das ganze Grundlagenwissen eines beginnenden Yoga-Praktizierenden ab. Er reicht von Sinn und Zielen des Yoga über den Acht-Stufen-Pfad von Patanjali zu den praktischen Themen Atmung, Kontrolle der Sinne, Meditation und natürlich ein ausführlicher Abschnitt mit den asana, den Yoga-Positionen, allesamt in einer für Anfänger angemessenen Schwierigkeit.
Künstlerisch hochwertige Aufmachung im kleinen Format.
Als Berufsfotograf und Filmemacher entwickelte Kent eine spezielle Form der Übungsdarstellung: Jede einzelne Position wird durch eine Serie von Fotos dargestellt, so dass ein Anfänger wirklich sehr leicht den Bewegungsablauf einstudieren kann. Da die Abfassung des Buches bereits 20 Jahre zurück liegt, muten den Leser einige Faktoren aus heutiger Warte etwas eigentümlich an: Die „Models“ strahlen zum Beispiel großen Ernst aus. Und auch inhaltlich findet man Sätze wie „Es ist notwendig, dass man sich 24 Stunden am Tag mit dem Yoga befasst, um das Verhältnis von Körper und Geist zu verbessern.“
Bei genauerer Betrachtung verleiht aber gerade dieser sachliche Stil dem Büchlein eine gewisse Seriosität. Der interessierte Anfänger wird nicht mit ein paar oberflächlichen Bissen abgespeist, sondern bekommt einen soliden und nachvollziehbaren Eindruck von der Sache. Das Buch enthält des weiteren viele nützliche Hinweise für den Beginn der Praxis sowie einen abschließenden Teil über den Wert eines ganzheitlichen Verständnisses des Menschseins.
So liegt hier ein rundes Werk vor, das auch heute einem Anfänger mit gutem Gewissen empfohlen werden kann. Zudem ist der Preis ein Anreiz, denn man kann es für wenige Cent gebraucht erwerben. Eine Neuauflage wird es von diesem Werk wohl nicht mehr geben. Das englische Original „Yoga Made Easy“ ist jedoch das bekannteste unter den ca. 30 Büchern, die es von Howard Kent gibt.
Es bleibt anzufügen, dass es heute sicher nur sehr wenige Leser geben wird, die den Yoga gleich zur umfassenden Lebensstrategie erheben können. Man darf sich von diesen Hinweisen auf die Zielsetzung einer Yogapraxis für das ganze Leben also nicht abschrecken lassen, sondern kann sich in aller Ruhe Schritt für Schritt die Informationen und Übungen aneignen.
Spiritueller Wert 2/5
Praktischer Wert 5/5
Online kann das Buch noch erworben werden über Amazon.at. Bei Thalia.at ist die englische Ausgabe aus dem Jahr 2001 erhältlich.
Howard Kent, Yoga. Leicht und verständlich erklärt, 157 Seiten, Gebundene Ausgabe, Bassermann Edition 1998, ISBN 978-3809402985.