Veranstaltungshinweis auf die „Stunden der Achtsamkeit“ unter der Leitung von Andrea Apachou.
Das buddhistische Zentrum She Drup Ling in Graz veranstaltet am 16. Juni 2018 von 10 bis 13 Uhr ein Treffen mit Andrea Apachou zum Thema „Stunden der Achtsamkeit.“ Ziel des Treffens ist es, die Fähigkeit zur vollen Präsenz im gegenwärtigen Augenblick zu stabilisieren anhand von Körper- und Atemübungen, sowie Meditationen im Sitzen und Gehen. Andrea Apachou, die selbst seit 13 Jahren regelmäßig meditiert, wird das Treffen leiten und die Teilnehmer bestmöglich darin fördern, wie die Fähigkeit zur Achtsamkeit kultiviert werden kann. Alle wichtigen Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.
Achtsamkeit in Ost und West
In meinem Veranstaltungshinweis zum Achtsamkeitstag mit Sabine Putze findet sich eine begriffsetymologische Betrachtung von dem deutschen Wort Achtsamkeit über das englische mindfulness zum buddhistischen sati und schließlich zum indischen smṛti. Genauso kann das Wort Achtsamkeit aber auch im europäischen Kontext verfolgt werden, was das Verständnis des Begriffs noch einmal erweitert.
Etymologisch leitet sich das Wort „Acht“ von dem germanischen „ahta“ ab und hat die Bedeutung von „Aufmerksamkeit, Beachtung, Fürsorge.“ (1) In der modernen westlichen Psychologie versteht man unter Achtsamkeit eine besondere Form der Aufmerksamkeitslenkung im Sinne einer absichtsvollen und nicht-wertenden Fokussierung auf das bewusste Erleben. (2) Geht man einen Schritt in die Vergangenheit zurück, so findet sich der Begriff bei den Existenzphilosophen des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel bei Jean Paul Sartre, der betont hat, dass man achtgeben muss auf sich selbst im gegenwärtigen Augenblick. Denn es gehe bei den Entscheidungen, die man aktuell zu treffen hat, darum, sich selbst zu wählen und nicht sich selbst zu verfehlen. (3)
Die Achtsamkeit in ihren schillernden Aspekten
Diese sehr ernste Komponente des Begriffs Achtsamkeit bei den Existenzphilosophen, hatte zu den Zeiten der Römer noch ein mehr heiteres Gesicht, wenn Seneca sagte, dass man bei der Aufmerksamkeit gegenüber dem eigenen Selbst im jeweiligen Moment auch mit Freude und Freundlichkeit bei sich selbst verweilen solle. Und Sokrates schließlich betont wieder in einer anderen Art, dass man sich zuerst um sich selbst kümmern müsse, wenn man sich zum Beispiel als Politiker um andere kümmern möchte. Das Kümmern um sich selbst versteht Sokrates nun gerade so, dass man auf das achtet, was man im Augenblick fühlt und denkt und alles wachsam und unverstellt zu erfassen sucht.
Von diesen Ursprüngen des Begriffs Achtsamkeit im europäischen Kontext, wie sie der Mediziner Jobst Finke so gut herausgearbeitet hat, kann man nun einen Bogen schlagen zum modernen Slogan „Erst muss es mir selbst gut gehen, dann kann ich auch etwas für andere tun.“ Ich kann mir denken, dass die Menschen, die sich zur buddhistischen Achtsamkeitspraxis hingezogen fühlen, spüren, dass es diesem Slogan an innerer Wahrheit entbehrt in dem Sinn, dass er aufgeladen ist mit den hedonistischen (=genussorientierten) Zügen des modernen Materialismus.
Die Disziplin der Achtsamkeit als wahres Kümmern um sich selbst, als Erkennen und Gegenwärtigsein des eigenen Zustands, wie auch der Umgebung, kann meines Erachtens in der gegenwärtigen Zeit eine wahre friedenstiftende Kraft gewähren und die quasi gierige Selbstbezogenheit im materialistischen Sinne überwinden helfen. Man kommt nach dieser Sichtweise sozusagen über den Umweg des Buddhismus wieder zurück zu den europäischen Wurzeln.
Textquellen:
(1) Duden-Herkunftswörterbuch, 1963, S. 11
(2) Heidenreich & Michalak, 2011
(3) siehe Jobst Finke, Das Therapieprinzip Achtsamkeit und seine verschiedenen Aspekte in der Personzentrierten Therapietheorie, PDF
Bildquellen (18-05-28):
Alina Kumaris, de.wikipedia.org